Bürgermeister Wolfgang Eckl und Geschäftsstellenleiter Stefan Zollner ist die Begeisterung über ihr neuestes Bauwerk in der Ortsmitte anzusehen. „Zwei bis drei Führungen wöchentlich mache ich“, erzählt das ehrenamtliche Oberhaupt der kaum 2.000 Seelen zählenden Gemeinde. Wir stehen im modernen Bürgerhaus am Kirchplatz, einem mit Leichtbeton ergänzten Bestandsgebäude. Der Umbau stammt aus der Feder des Münchner Architekten Peter Haimerl, der den Anstoß für die weitere glückliche Entwicklung in der Dorfmitte gegeben hat. Seit einem Jahr lädt das Konzerthaus Blaibach kulturinteressierte Jazz-, Klassik- und Volksmusikfreunde zu fast immer ausverkauften Aufführungen ein. Der Saal mit 197 Plätzen ist architektonisch ein fulminantes Kleinod aus Leichtbeton. Der silbergraue Beton mit seiner lebhaften Oberfläche umrahmt die Bühne, über der seine authentische Struktur die zarte Ausformung einer Almenlandschaft erahnen lässt.
Produziert wurde der Leichtbeton für den beeindruckenden Kulturbau in der Oberpfalz vom Betonproduzenten Fleischmann & Zankl aus Viechtach mit Zement aus dem nahegelegenen Werk Burglengenfeld der HeidelbergCement AG.

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Im Innern sorgt die planvolle Faltung der Leichtbetonwände nach Vorgaben von Akustikexperten für guten Klang.Foto
© HeidelbergCement (Steffen Fuchs).Ausgabe 3/2015Thema: Wohnen
Bilbaoeffekt in Blaibach
Konzerthaus als Impulsgeber

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Das komplette Foyer, selbst der lange Empfangstresen, ist aus Beton gestaltet.Foto
© HeidelbergCement (Steffen Fuchs)

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© HeidelbergCement (Steffen Fuchs)Gegen Widerstände einer Bürgerinitiative konnten die Initiatoren und ein eigens gegründeter Förderverein den Gemeinderat vom Kulturprojekt überzeugen. Der Bariton betreibt die inzwischen angesagte Kulturstätte ehrenamtlich. So entstehen der selbstständigen Gemeinde auch langfristig keinerlei Kosten. „Gemeinsam gelang es auch, durch Bundes- und Landesmittel sowie die Einnahme von Sponsorengeldern die Kosten des 2,4-Millionen-Projekts überschaubar zu halten“, erläutert Bürgermeister Eckl. Rund 75 Veranstaltungen, davon 25 mit regionalem Charakter, laufen im Jahr. „Das Haus kommt an, am Tag der offenen Tür hatten wir Hochbetrieb“, erinnert sich Karl Landgraf, der 40 Jahre lang bis zur Pensionierung ins Bauamt nach Amberg pendelte und dort als Bauleiter für Neubauten des Freistaats Bayern tätig war. Er erkannte die impulsgebenden Chancen für seinen Wohnort. Prompt wurde er von den Initiatoren des Konzertsaals als Experte für die Bauleitung gewonnen. „Ich war anfangs auch skeptisch und hätte nie geglaubt, dass der Bau solche Wellen schlägt“, meint er rückblickend. „In das Arbeiten mit dem Leichtbeton muss man sich hineindenken“, ist nun Landgrafs Erfahrung. Die gefaltete Schichtung der Saalwände erforderte eine Spezialschalung, die ein österreichischer Containerbauer herstellen konnte. Auch das Betonieren hatte Tücken. „Der Leichtbeton wird beim Abbinden sehr warm, beim Rütteln schäumt er auf. Es ist also gut, wenn an den entscheidenden Stellen beim Verdichten immer der gleiche Arbeiter mit der Rüttelflasche hantiert. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln und das Gerät gleichmäßig herausziehen.“ Der Leichtbeton, eine Spezialität des Betonproduzenten Fleischmann und Zankl aus dem benachbarten Viechtach, wurde mit Betonmischern angeliefert und vor Ort mit Kran und Kübeln eingebracht. Zur Rezeptur hält sich der Hersteller bedeckt. „Jedenfalls wurde er mit Leichtbetonzuschlägen produziert“, meint Vertriebsleiter Albert Fischer. Bekanntermaßen hat Architekt Peter Haimerl ein Faible für Beton mit Glasschaumschotter. Mit dieser Kombination verschafft er seiner Architektur, die immer auch die Geschichte des jeweiligen Ortes einbezieht, ohne Wärmedämmung ein optimales Klima.
Objektsteckbrief
Projekt:
Konzerthaus, Blaibach
Bauherr:
Gemeinde Blaibach, vertreten durch Bürgermeister Wolfgang Eckl
Architekt:
peter haimerl . architektur, München
Tragwerksplanung:
a.k.a. Ingenieure, München
Bauleitung:
Karl Landgraf, Blaibach
Leichtbetonproduzent:
rund 280 Kubikmeter von Fleischmann & Zankl Transportbeton, Viechtach
Betonproduzent/Keller:
Zitzmann Baustoffe-Betonwerk GmbH, Cham
Zement:
CEM II/B-S 42,5 N, ca.140 t, Werk Burglengenfeld der HeidelbergCement AG
Rohbau:
Alt Bau GmbH, Pemfling
Rohbau/Keller:
Breu Bauunternehmen GmbH, Bad Kötzting
Schalung:
Gföllner Fahrzeugbau und Containertechnik GmbH, St. Georgen bei Grieskirchen, Österreich
Preise:
Auszeichnung beim Deutschen Architekturpreis 2015