Stuttgart ist die Stadt der sieben Hügel oder, je nach Perspektive, die Stadt im Kessel. Um die Landeshauptstadt Baden-Württembergs an ein europäisches Hochgeschwindigkeitsschienennetz anzubinden, wird der Stuttgarter Hauptbahnhof um 90 Grad gedreht und ein Gleisabschnitt des Schienennetzes unter die Erde verlegt. Daher mussten aus Platzgründen einige U-Bahn-Strecken verlegt und stillgelegte U-Bahn-Tunnel verfüllt werden. Unter anderem auch der Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Stadtbibliothek. Dieser ist 420 Meter lang; er wurde im vergangenen Jahr von Juli bis November verfüllt.

Info
Der Betonmischer fährt rückwärts in den Schacht ein. 150 Ladungen sind zur Verfüllung eines Schachtsegments nötig.Foto
© HeidelbergCement (Steffen Fuchs)Ausgabe 1/2018Thema: Zukunft
Betonage unter Tage
Sondereinsatz für Poriment
„Die Baustoffdichte sollte den Wert von 0,8 t/m3 nicht überschreiten.“
Die ursprüngliche Idee war, mit dem Mischer nur bis zum Tunneleingang zu fahren und den Beton mithilfe einer Pumpe und Betonleitungen über die Länge der Tunnelröhre zu pumpen und einzubauen. „Allerdings hätten wir den Beton dabei mitunter mehrere hundert Meter weit pumpen müssen. Das Risiko, dass sich ein Teil des Schaumes dabei zersetzt, wollten wir nicht eingehen“, betont Schwind. Deshalb kam eine andere Lösung zum Zug: Die Betonmischer mussten rückwärts in den Tunnel bis kurz vor die Pumpe am Ende des zu verfüllenden Abschnittes fahren.
Dabei mussten die Fahrer ihr ganzes Können aufbieten, denn beim Einfahren in den Tunnel blieben links und rechts selbst bei eingeklapptem Seitenspiegel oft nur Millimeter. Vier bis fünf Fahrer pendelten im Wechsel vom Mischwerk am Nordbahnhof bis zur Baustelle. Im Tunnel übergaben die Mischer das Poriment an die Betonpumpe, die den Beton an die jeweilige 30 bis 40 Meter entfernte Einbaustelle beförderte. Dabei war der Pumpenschlauch über eine Schiene an der Tunneldecke befestigt. Aufgrund seiner Konsistenz und Fließfähigkeit verteilte sich der Poriment aus dem Schlauchende sehr schnell und füllte die eingeschalte Grundfläche in relativ kurzer Zeit aus. So stieg die Masse Zentimeter um Zentimeter, bis der ganze rund vier Meter hohe Hohlraum verfüllt war. Rund 150 Betonmischertransporte waren dafür pro Woche nötig.
Objektsteckbrief
Projekt:
Verfüllung eines stillgelegten Tunnelabschnitts im Zuge von Stuttgart 21
Bauherr:
Stuttgarter Straßenbahnen AG
Ort:
Teilstück zwischen Hauptbahnhof und Stadtbibliothek
Bauleitung:
Ed. Züblin AG
Lieferant Schaumbildner:
Sika, Lightcrete-400
Lieferant Poriment:
Heidelberger Beton GmbH & Co. Stuttgart KG
Zement:
CEM II/A-LL 42,5 N aus dem Lieferwerk Schelklingen der HeidelbergCement AG
Verbaute Betonmenge:
ca. 14.000 m
Verfüllstrecke:
Länge ca. 420 m, Höhe 4,2 m, Breite ca. 7,6 m
Ansprechpartner
thomas.puschbeck@heidelberger-beton.de